Entstehungsgeschichte

Die Anfänge einer Begegnung

Die Discothek Belinda wird in den 70iger-Jahren in Betrieb genommen, gehört zum Ortsbild Sulzbachs und ist die älteste Rock-Discothek Deutschlands.

Nicht nur im Schwäbischen Wald kennt man den „Kessel“, wie die Belinda von vielen genannt wird. Die traditionsreiche Discothek war und ist ein Begegnungsort für Generationen, weit über die Grenzen Sulzbachs hinaus. Die Belinda brummt ohne Ende. Die Parkplätze sind voll, die B14 zugeparkt, wer nicht rechtzeitig kommt, muss draußen bleiben – wegen Überfüllung.

 

In den 90igern des letzten Jahrhunderts sind Mitarbeiter/innen der evangelischen Kirchengemeinde in Sulzbach mit dem Status Quo kirchlicher Arbeit unzufrieden, leiden an der zunehmenden Kluft zwischen Kirche und Gesellschaft und am wachsenden Bedeutungsverlust des christlichen Glaubens und der kirchlichen Arbeit. Sie kreieren ein zweites Gottesdienstprogramm am Sonntagabend, gestalten die Gottesdienste als Rock-Gottesdienste, wechseln 1997 in die Sulzbacher Festhalle, um mit Menschen in Kontakt zu kommen, die mit der herkömmlichen Kirchenkultur ihre Mühe haben. Es entsteht die Akzente-Gemeinde, ein landeskirchliches Gemeindeprojekt, jenseits der klassischen Kirchenmauern.

Älteste Rock-Discothek bricht ein - die Wege kreuzen sich.

Rückläufige Gästezahlen, Insolvenz und Rettungsversuche

Niemand ahnt, dass die Erfolge der Vergangenheit ihren Zenit haben werden. Und doch beginnen sich die Gästezahlen schleichend rückwärts zu entwickeln. Die letzten Jahre haben der Discothek schwer zugesetzt: 2013 dramatisch geschlossen, 2014 unter neuer Führung wieder eröffnet, und dann die Ankündigung zur erneuten Schließung zum 31.3.2017. Der Versuch, dem Ganzen neue Attraktivität zu verleihen ist gescheitert. Die Discothek verlor ihren legendären Ruf. Die Gründe dafür sind vielfältig.

In diesem Zusammenhang beginnen sich die Wege zwischen Mitgliedern der Akzente-Gemeinde und der Belinda zu kreuzen. Längst ist auf Seiten der Akzente-Gemeinde eine gewisse Unruhe nach Veränderung im Gemeindeentwicklungskonzept zu spüren und das Bedürfnis nach Veränderung und neuer Verortung wahrnehmbar.

Die Gründung einer Unternehmergesellschaft

Endgültige Schließung zum 31.3.2017 wird verhindert. Vier Mitarbeiter der Akzente-Gemeinde gründen als SOS-Maßnahme eine Unternehmergesellschaft (UG)

Vier Männer der Akzente-Gemeinde pachten den ehemaligen Getränkeladen und die Discothek Belinda im sogenannten Belinda-Areal. Sie investieren ab April 2017 in die Discothek und gehen erste Schritte zur Realisierung einer großen Vision: Gesellschaft und Kirche, Dorf und Region, Belinda-Familie und Kultur, Tradition und Innovation zusammenzubringen, den ländlichen Raum zu stärken, den Menschen „ihre“ Belinda zu erhalten und für die Begegnung von Generationen weiterleben zu lassen.

Als Begegnungs- und Kulturzentrum Sulzbach Akzente UG versuchen sie, zusammen mit ehrenamtlich Mitarbeitenden und mit dem bestehenden Belinda-Personal, die Discothek zu betreiben und wieder in den Bereich der Wirtschaftlichkeit zu führen. Die Stellschrauben an denen gedreht wird, beginnen zu greifen. Im September 2017 schreibt man zum ersten Mal keine roten Zahlen mehr. Die Investitionen, das Personalkonzept, die Werbung, das Belinda-Programm, die Gespräche mit Gästen etc. und das zunehmende Bewusstsein in der Bevölkerung, dass der „Kessel“ wieder geöffnet hat, machen sich bemerkbar.

Im Sommer 2017 verlagert die Akzente-Gemeinde ihre Gemeindearbeit ins Belinda-Areal und gibt ihr bisheriges Zuhause in der Festhalle, der evangelischen Kirche und im evangelischen Gemeindehaus auf. Die Räume werden multifunktional genutzt; ihre größere Auslastung trägt mit zum beginnenden wirtschaftlichen Erfolg bei.

Verkauf des Belinda-Areals – der Weg zur Genossenschaft

Oktober 2017: Das gesamte Belinda-Areal steht zum Verkauf an.

Die Szenarien überschlagen sich. Das Areal steht zum Verkauf an. Nicht nur die legendäre Belinda, sondern auch ein dazugehörender ehemaliger Getränkeladen, ein 2008 renoviertes Brauhaus und 5 Wohnungen werden veräußert. Das wäre das Ende der Begegnungs- und Kultur-Vision und das Ende der traditionsreichen Belinda sowie das Ende der neuen Heimat der Akzente-Gemeinde – es sei denn, es gelingt, das Areal selbst zu erwerben. Wie kann das gehen, wenn die finanziellen Mittel dazu fehlen?

Im Kontext der Akzente-Gemeinde wird die Gründung einer Genossenschaft vorangetrieben. Diese könnte dann, sofern sie das nötige Eigenkapital durch die Zeichnung von Geschäftsanteilen generieren kann, das Areal erwerben. Die Genossenschaftsidee fasziniert große Teile der Akzente-Gemeinde, sodass bis Weihnachten etwa 40% des nötigen Eigenkapitals zugesagt werden. Auch die kommunalen Entscheidungsträger/innen und der Verkäufer des Areals, denen im Dezember 2017 die Vision präsentiert wird, sind von der Genossenschaftsidee angetan. Der Verkäufer verschiebt den geplanten Verkauf bis zum 31.3.2018.

Das gibt Mut für die 2. Werbewelle. Ab 30.12.2017 werden die Gäste der Belinda regelmäßig informiert, Info-Veranstaltungen eingerichtet, E-Mail-Adressen gesammelt und Werbematerial erstellt. Im März startet, mit Rückendeckung der öffentlichen Presse, die 3. Welle.

Pünktlich zum Ostersamstag am 31.3.2018, zum Auferstehungsfest, sind die nötigen 500 Geschäftsanteile zugesagt. Ein Zeichen des Himmels. Das zum Erwerb des Areals notwendige Eigenkapital von 500.000 Euro ist potenziell abrufbar, den Rest des Kaufpreises wird über Bankkredite finanziert.

Gründung der Genossenschaft

Business-Plan und Rentabilitätsberechnungen werden erstellt, Gespräche mit Bank und Genossenschaftsverband geführt, notwendige Unterlagen besorgt...

Am 22.5.2018 ist es soweit. Eine sogenannte Vorgenossenschaft wird gegründet, damit die angehende Genossenschaft ins Prüfungsverfahren des Genossenschaftsverbandes kommt. Dort wird das wirtschaftliche Konzept auf Herz und Nieren geprüft. Nicht umsonst sind Genossenschaften die insolvenzsichersten Unternehmensformen, die es gibt. Erst mit dem Bescheid eines positiven Gutachtens kann beim Notar die Eintragung der Genossenschaft ins Genossenschaftsregister beantragt werden. Danach ist die Genossenschaft handlungsfähig.

Nach einigem Bangen kommt am 27.7.2018 das Gutachten des Geno-Verbandes an. Ohne dieses Gutachten wäre das Projekt gescheitert. Am 2.8.2018 wird die Eintragung der Genossenschaft ins Genossenschaftsregister eingereicht. Am 2.10.2018 ist sie eingetragen und am 5.10.2018 wird der Kaufvertrag für das „Belinda-Areal“ unterschrieben. Die Genossenschaft führt den Namen: „Begegnungs- und Kulturzentrum Akzente eG“.

So werden Mitglieder der evangelischen Akzente-Gemeinde zu den Initiatoren einer Vision, die regionale, kommunale, soziale, kirchliche, kulturelle und gesellschaftliche Interessenlagen zum Gemeinwohl verknüpft. Sie bringen sich federführend in die Umsetzung ein.

Aufbau und Entwicklung der Genossenschaft

Sanierungsstau und Modernisierung mit Zukunftskurs.

Auf dem Weg zu einem attraktiven Begegnungs- und Kulturzentrum stehen zunächst allerdings umfangreiche Sanierungsarbeiten eines in die Jahre gekommenen Areals an. Die Kanalisation unter der Belinda ist gefährlich marode und muss erneuert werden, ebenso die Heizungsanlage, die teilweise noch aus Vor-Belinda-Zeiten stammt. Notwendige Brandschutzmaßnahmen sind nötig, um dem heutigen Standard zu genügen und die Elektrik ist überholungsbedürftig. Sowohl die Belinda, als auch das alte Belinda-Café sind barrierefrei zu erschließen.

Damit der ehemalige Getränkemarkt einen Beitrag für das Begegnungs- und Kulturzentrum leisten kann, muss er zu einem festlichen Bürgersaal, dem Akzente-Forum, umgebaut werden. Dort können Lesungen, Firmenversammlungen, Hochzeiten, Gottesdienste, Konferenzen, Vorträge zu Gesellschaft und Politik, Workshops, Kinder- und Familienarbeit, Erwachsenenbildungskurse u.v.m. stattfinden.

Es wird spannend, wie die Genossenschaft als Mitmachgemeinschaft Schritt für Schritt ihren Traum umsetzt. Wir freuen uns über Menschen, die unsere Idee genauso faszinierend empfinden und dazugehören wollen. Wir sind Genossenschaft. Wir schreiben Geschichte.

Werden Sie Teil dieser Geschichte!

Investieren Sie in eine gute Sache.